2. Centenniale Gottsbüren

2015

© Raum & Design Strategies

Nach 10 Stunden Fahrt, endlich im kleinen Dorf Gottsbüren, in der Nähe von Kassel, angekommen. Der erste Eindruck ist ernüchternd. Unser neues Zuhause sind leer stehende Häuser ohne Wasser und ohne Strom. Duschen erst einmal fehlgeschlagen! Stattdessen heißt es: eine Schlafstätte einrichten, Strom- und Wasser vom Nachbarn besorgen und das Wichtigste: wir brauchen eine Küche zum Kochen und Essen. Gemeinsam geht dann alles sehr schnell und der „lecker Dorfwirt Gottsbüren“, als neuer Treffpunkt für uns und für das Dorf, zum gemeinsamen Kochen und Essen ist errichtet. Die BewohnerInnen kommen zum ersten Dorffrühstück. In den folgenden Wochen kochen und essen wir zusammen, es wird geredet und gelacht und Geschichten vom Dorf und seinen Bewohnern, über Vergangenes und Wünsche für die Zukunft, werden ausgetauscht. Einen Monat lang bespielen wir das Dorf, machen Projekte und Ausstellungen in den leeren Häusern und erleben wie das Dorf nach und nach durch die gemeinsame Energie von uns und den Bewohnerinnen wieder zum Leben erwacht. Das Dorflabor baut zusammen mit den Kindern ein Freibad, eine Bewohnerin verwirklicht in ihrer Garage den Traum eines Cafés und die neue Gottsbüren Hymne wird im kurzerhand entstandenen Dorf-Chor zusammen eingesungen und zum Abschlussfest beim „Eure Vision Songcontest“ auf der Dorfbühne präsentiert. © Raum & Design Strategien

After driving for ten hours, we finally arrived in the village of Gottsbüren, close to Kassel. The first impression had a rather sobering effect on us. There was no running water and no electricity in the houses we stayed in - which meant we could forget the shower for now! Instead we had to set up places to sleep, ask our neighbors for water and electricity and most importantly provide a kitchen to eat and cook. Things happened quickly when we worked together and soon „Lecker Dorfwirt Gottsbüren“ provided the town with a new centre to cook, speak and eat together. After the village people had attended our first breakfast, we cooked and ate together on a regular basis, laughed at the stories being told and spoke about the past, present and future. We witnessed the village coming back to life as it provided us with a research site and a stage for projects and exhibitions over the course of one month. Dorflabor worked together with children to create an outdoor pool and supported an inhabitant who had long desired to open a coffee shop in her garage. Gottsbüren received a village anthem, which was performed by the choir and the closing ceremony saw the „Your Vision Song Contest“ take on stage in the village. © Raum & Design Strategien

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Dorflabor



Ein Buch - DORF MACHEN

2016

layout © Larissa Meyer - jovis-verlag

Welche Zukunft haben Dörfer im Zeitalter der Städte? Welche Perspektiven und Potenziale kann der ländliche Raum noch bieten, wenn immer mehr Menschen vom Land in die Metropolen ziehen? Und könnte eine positiv gewendete „Gentrifizierung“ dabei helfen, Dörfer neu zu beleben? Das nordhessische Dorf Gottsbüren versucht mit ungewöhnlichen Mitteln, der Entvölkerung des ländlichen Raums zu begegnen: mit einer Einladung an den Studiengang Raum & Design Strategien der Kunstuniversität Linz, am Beispiel Gottsbüren das Thema Leerstand auf dem Land zu erforschen. Ziel ist die Suche nach der Identität des Ortes und nach einer möglichen Neubelebung. Nicht als Blaupause für eine bessere Welt, sondern als flexibler Gestaltungsprozess. Die gemeinsam mit den DorfbewohnerInnen initiierten performativen Interventionen erregen überregionale Aufmerksamkeit und eröffnen dem Ort neue Perspektiven. Warum es sich in unserer urbanisierten Welt lohnt, auch die Dörfer als Lebensraum aufrechtzuerhalten, davon erzählt dieses Buch.